Passivhäuser, die Meister der Energieeffizienz
Das Passivhausprinzip, Umluft und Dämmung als „Heizung“ zu verwenden, existiert bereits seit 1883. Damals wurde das Polarschiff Fram mit Wänden und Decken aus mehrlagigen Materialien gebaut. Diese waren 40 cm dick. Die Fenster bestanden aus Dreifachscheiben.
Die Nutzung dieses Prinzips für den Hausbau erfolgte in den 70er und 80er Jahren in Kopenhagen. In deutsch-schwedischen Projekten wurde das Passivhausprinzip durch Verbesserung der Luftdichtheit perfektioniert.
Das war der Grundstein für den heutigen energiesparenden Passivhausbau. 1990 verbesserten deutsche Wissenschaftler die speziellen Fenster für den Passivhausbau. Die Lüftung wurde durch CO2 geregelt und die Dämmung der Fensterrahmen wurde verbessert. Trotzdem war diese Bauweise kostengünstig.
Der Heizenergieverbrauch für vier Reihenhauseinheiten beläuft sich auf ca. 10 kW/ m²a. Die Energieersparnis beträgt 90 %. Die Zertifizierungsbestimmungen des Passivhausinstituts Darmstadt besagen, dass der Heizwärmebedarf von 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich nicht überschritten werden darf (Energie aus 1,5 Liter Heizöl).
Die höchstzulässige Heizlast darf 10 kW/ m² nicht übersteigen. Für Passivhäuser sind auch der Grenzwert von 120 kW/ m²a für den Primärenergiebedarf als auch Grenzwerte für die Luftdichtheit und den höchstmöglichen Wirkungsgrad relevant.
Im Rahmen des wissenschaftlichen Studienprojektes CEPHEUS wurden 221 Wohneinheiten in Deutschland, Schweiz, Schweden, Frankreich, Österreich an insgesamt 14 Standorten gebaut und mit ständigen, präzisen Messeinheiten ausgestattet. Sie übertrafen bei Weitem die Erwartungen. 1998 entstand das erste Bürogebäude in Passivhausbauweise mit Solarsaisonspeicher. 2000 wurde die Idee das erste Mal für den Sozialwohnungsbau eingesetzt.
Mittlerweile werden Altbauten „energetisch“ saniert. Das bedeutet, dass Häuser alter Bauweise mit Hilfe der Erkenntnisse aus dem Passivhausbau saniert werden. Der Energieverbrauch verringert sich dadurch um ca. 85 %. Dadurch wird die Wohnqualität erhöht und die Energie effizient genutzt.
In Amerika wurde das erste private Passivwohnhaus 2003 errichtet. Passivhäuser stehen vor allem in Lehm-, Holz-, Massiv-, Schalungstechnikbauweise und als Polystyrolsteinhaus zu Verfügung. Die Heidelberger Bahnstadt ist die weltgrößte Passivhaussiedlung (2.600 Menschen, Stand 2016).
Themen im TPH Magazin
http://tiroler-passivhaus.at/wie-viel-kostet-ein-haus/
http://tiroler-passivhaus.at/oekologisch-bauen/
Was können Passivhäuser?
Passivhäuser vermeiden Wärmeverluste durch hochwertige Wärmedämmung und Wärmetauscher. Deshalb benötigen sie keine übliche Gebäudeheizung. Die mehrfache Fensterverglasung, die meistens mit dem Edelgas Argon gefüllt ist, spart wieder Energie.
Hier wird die Sonneneinstrahlung genutzt. Das Passivhaus spart nicht nur Kosten, sondern erspart schweres Schleppen von Brennmaterialien. Rauchfänge sind überflüssig. Dienstleistungen des Rauchfangkehrers werden dadurch ebenfalls unnötig.
Die Lagerung von Brennmaterialen ist überflüssig, was reichlich Platz spart. Passivhäuser bestechen vor allem durch das Einsparen von Kosten. Die Anschaffungskosten rentieren sich schon nach zehn Jahren.
Wie funktionieren Passivhäuser?
Zu den passiven Quellen zur Energiegewinnung gehört die Abwärme von Personen, technischen Geräten und die Sonneneinstrahlung. Es handelt sich um die Nutzung der vorhandenen Energie und nicht einer neuen Bauweise, wie diese umgangssprachlich immer wieder bezeichnet wird. Deshalb ist es auch relativ einfach, alte Häuser auf Passivhausstandard „umzurüsten“ oder auf diese Art und Weise zu sanieren.
Die Abstrahlwärme von Bewohnern, Geräten und die Wärmedämmung des Daches, der Wände und Fenster sorgen für eine außerordentlich hohe Wärmerückgewinnung. Die Fenster verfügen über sehr schmale Rahmen, da so die Glasfläche der Fenster vergrößert wird.
Dies optimiert die Sonneneinstrahlung. Darüber hinaus ist auch die Positionierung des Fensters im Wandquerschnitt eine wesentliche Rolle. Die Lüftungsanlage sorgt für die Zufuhr von Frischluft und reduziert den Wärmeverlust. Ein Erdwärmetauscher wärmt die Frischluft vor und leitet sie dann ins Haus. Damit dies funktioniert, muss das Gebäude eine bestimmte Form aufweisen und eine gute Luftdichte vorherrschen.
Neben der bereits beschriebenen Methode findet das Haus-im-Haus-Konzept nach Klaus Becher großen Anklang. Dabei wird wie bei einem Glashaus vorgegangen. Eine zweite Hülle wird wie eine Gebäudehülle um das Haus gelegt. Darin erwärmt die Luft diese Hülle des Innhauses und gibt diese durch natürliche Konvektion mittels Lüftungsschlitze im oberen Bereich der äußeren Hülle wieder ab.
Das Passivhaus verfügt über eine Zuheizung. Das kann ein elektrisches Heizregister oder eine elektrisch betriebene Luft-Wärmepumpenheizung sein. Die Zuheizung erfolgt über die Lüftungsanlage. Das Kernstück der Lüftungsanlage ist die Wärmerückgewinnung mit dem Wärmetauscher. Dabei handelt es sich meisten um einen Gegenstromwärmeübertrager. 95 % Wärmerückgewinnung für die Zuluft sind realistisch.
Ein noch bestehender Wärmebedarf wird sehr oft durch thermische Solaranlagen bereitgestellt. Weitere Quellen wären aber Pelletöfen, Fernwärme, Gasheizung oder Ölzentralheizung geliefert werden. Kompaktgeräte kommen häufig bei kleineren Häusern zum Einsatz. Darin sind Warmwasserbereitung, eine Mini-Wärmepumpe, eine Elektrozusatzheizung sowie eine geregelte Wohnraumlüftung enthalten. Das ist keinesfalls als klassische Gebäudeheizung zu verstehen. Einzelne Komponenten des Kombigerätes können heute problemlos ausgetauscht werden.
In den Nassräumen sind elektrische Bodenheizungen fast schon Standard (Fliesenboden). Der elektrische Energiebedarf ist relativ hoch. Weshalb viele Passivhäuser noch zusätzlich über eine kleine Solaranlage ausgestattet sind. Kleiner als normal, aber so effizient, dass es dieses Manko des Passivhauses ausgleicht, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Der Luftfilter des Gegenstromwärmeübertragers ist gegen einen Pollenluftfilter austauschbar. Mit einem Ionisationsmodul lässt sich die Luftqualität sehr gut verbessern. Rotationswärmeübertrager können sogar zusätzlich teilweise die Luftfeuchtigkeit zurückgewinnen.
Passivhäuser liefern hervorragende Wohnqualität!
Was sofort auffällt, ist die konstante Innentemperatur. Im ganzen Haus und jeden Tag des Jahres herrscht die gleiche Temperatur. Ist die Heizung ausgeschaltet, fällt die Temperatur nur um 0,5 K am Tag (ohne Sonnenschein im Winter). Dadurch entsteht ein sehr gutes Wohlfühlklima im ganzen Haus. Weil das Haus ständig aufgewärmt ist, ist eine Schimmelbildung ebenfalls so gut wie ausgeschlossen!
Achtung! Einige Menschen empfinden das nicht als angenehm. Dem kann jedoch leicht Abhilfe geschaffen werden. Im Schlafzimmer soll es etwas kühler sein, im Bad jedoch wärmer. Im Bad wird z. B. eine Fliesenheizung die Lösung des Problems sein.
Wie oben erwähnt, sorgen Luftfilter für eine Verbesserung der Luftqualität. Eine niedrige Luftfeuchte kann durch eine reduzierte Luftwechselrate erhöht werden. Geräte mit eingebauter Feuchterückgewinnung stehen zur Verfügung.
Rechnet sich ein Passivhaus?
Die Kosten für die Lüftungsanlage belaufen sich auf ca. 10.000 € (Stand 2007). Der Neubau eines Passivhauses ist um ca. 5 bis 15 % teurer als ein Haus herkömmlicher Bauweise. Die Mehrkosten für die Sanierung von Altbauten nach der Passivhausmethode betragen zwischen 12 und 18 %.
Die Anschaffungskosten für ein Passivhaus sind zwar höher als bei einem herkömmlich gebauten Haus. Aber auf lange Sicht gesehen rentiert sich der Aufwand auf alle Fälle. Die Amortisationszeit beläuft sich auf ca. 10 Jahre.
Die Heizkosteneinsparung beläuft sich auf ca. 75 %. Die laufenden Kosten für die nötige elektrische Energie sind zwar hoch, werden aber teilweise durch die gewonnene Energie wieder hereingebracht. Die Lüftung mit 40 Watt Leistungsaufnahme hat einen Jahresverbrauch von ca. 350 kWh. Darüber hinaus müssen die Filter gewechselt werden.
Förderungsmöglichkeiten in Österreich
In Österreich hängt die Förderung vom jeweiligen Bundesland ab, in dem sich das Passivhaus befindet. Die Förderung in Österreich beträgt 10 % der Baukosten. In Tirol werden Passivhäuser mit einer Zusatzförderung für energiesparende Bauweise mit 14 Punkten honoriert. Die Förderungshöhe errechnet sich aus der förderbaren Fläche in qm x 8 €. Die förderbare Wohnfläche für eine vierköpfige Familie beträgt 110 qm.
Bei 14 Punkten kommt eine Zusatzförderung von 12.320 € zum Tragen (Stand Juni 2007). In Vorarlberg werden Passivhäuser mit 1.100 € pro Quadratmeter bis zu 150 qm, maximal 165.000 € gefördert.
Die Richtlinien müssen eingehalten werden und beinhalten Einkommensgrenzen, Grundriss sowie die Anzahl der Personen. Diese Förderung muss innerhalb von 30 Jahren mit einem äußerst niedrigen Zinssatz, der nicht wertgesichert ist, zurückgezahlt werden. Auf diese Art und Weise werden sowohl Jungfamilien als auch die Bauwirtschaft selbst gefördert.
Qualitätsstandards und Umweltzertifikate für Passivhäuser
Zertifizierungen erfolgen in Österreich aufgrund von Energiestandards seitens staatlicher und privatwirtschaftlicher Stellen. Zertifizierungen basieren immer auf Normen. Auf diese Art und Weise wird die Qualität im Baugewerbe sowie die Einhaltung des Kyoto-Protokolls der Vereinten Nationen garantiert.
Das Kyoto-Protokoll beinhaltet die Rahmenbedingungen der Klimakonvention der Vereinten Nationen sowie Fördermaßnahmen und die dazugehörigen Gelder. Der Klasse A++ Energieausweis, klima:aktiv Gebäudestandard besagt, dass es sich um ein Energiesparhaus A++ handelt.
Für Passivhäuser gilt in Österreich die ÖNORM H 5055. Diese enthält alles Notwendige rund um die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden.
Die Optimierung durch eine Komfortlüftung wird in der ÖNORM H 6038 oder DIN 1946 (Deutsche Norm 1946) geregelt. In Vorarlberg ist die Passivbauweise für alle neuen öffentlichen Bauten seit 1. Jänner 2007 verpflichtend.
Passivhäuser oder Niedrigenergiehäuser?
Niedrigenergiehäuser weisen oft einen hohen Anteil an Solarenergie auf. Dadurch wird das Raumklima ebenfalls individuell geregelt und die Kosten sind meisten noch geringer. Wird die Dämmung verringert, bedeutet dies einen weiteren Pluspunkt für die Umwelt.
Passivhäuser neueren Datums weisen weitere Verbesserungen hinsichtlich Raumklima und Kosten auf. Diese Passivhäuser benötigen lediglich eine kleine Restheizung (höchste Heizlast weniger als 10 W/qm – Wohnfläche). Reicht die Zuluftnachheizung als einzige Wärmequelle, wird das Gebäude als Passivhaus bezeichnet. Das Gebäude benötigt weder ein aktives Heizsystem noch eine Klimaanlage.
Der Gesamtenergiebedarf beläuft sich auf höchstens 42 kWh/qm. Der Gesamtprimärenergiebedarf beträgt maximal 120 kWh/qm. Um den Komfort zu verbessern, werden aber meist trotzdem Heizsysteme eingebaut, z. B. eben kleine Solarheizungen.
Warmwasserbereitung
Verfügen Passivhäuser über Solarenergie, wird diese zur Warmwasserbereitung verwendet. Wärmepumpen sind neben der Lüftungsanlage, der Solaranlage und der hervorragenden Wärmedämmung einer der wichtigsten Bestandteile eines Passivhauses.
Wärmepumpen beziehen Wärme aus der Umgebung (Erdreich, Wasser, Luft). Diese wird für die Produktion von Warmwasser und zum Heizen verwendet. Die noch benötigte kleine Restenergie besteht aus elektrischer Energie. Die Betriebskosten für Warmwasserbereitung, Lüftung und Heizung belaufen sich bei einem Passivhaus (Einfamilienhaus) auf ca. 30 bis 60 Euro pro Monat.
Was ist ein Blower-Door-Test?
Der Blower-Door-Test dient zum Nachweis für die Luftdichtheit eines Passivhauses.
Fertigteilhäuser mit Passivhausstandard
Passivhäuser sind auch in Holzrahmenbauweise möglich. Satteldächer, Pultdächer, Flachdächer oder Walmdächer sind bei dieser Art des Bauens möglich. Das Gleiche gilt für die Fassadengestaltung. Hartl Fertigteilhäuser zählen ebenfalls zu den Passivhausanbietern.
Quellen und weitere Informationen zum Thema Hausbau & Passivhaus
- https://passivhaus-austria.org/node/3
- https://www.hausbau-magazin.at
- https://www.wohnnet.at/bauen/bauvorbereitung/passivhaus-41065
- https://derstandard.at/2488349/Passivhaeuser-Laender-werden-aktiv (Förderungen)